Menschen fühlen sich oft stark zu Tieren hingezogen. Der Kontakt mit ihnen ermöglicht vielfältige Erfahrungen und fördert Empathie und Vertrauen. Daher hat die Interaktion mit Tieren häufig eine heilsame Wirkung. Gerade Kinder und Jugendliche, die Nähe von anderen Menschen ungern zulassen, können im Kontakt mit Tieren eine Annäherung wagen und Zuwendung erleben, die sie unbelastet erwidern können.
Die Evangelische Jugendhilfe Bergisch Land nutzt die tiergestützte Pädagogik, um die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu fördern und ihnen positive Lernerfahrungen zu ermöglichen. Im Umgang mit den Tieren lernen sie, Verantwortung zu übernehmen, Ängste abzubauen und Selbstvertrauen zu gewinnen.
Hunde als Therapiehelfer
Hunde begegnen Menschen wertfrei, ehrlich und ohne Vorurteile. Sozialer Status und äußeres Erscheinungsbild haben keine Bedeutung für Vierbeiner. Das macht es den jungen Menschen leicht, eine belastungsfreie und vertrauensvolle Beziehung zum Tier aufzubauen. Hunde wirken sich positiv auf das Wohlbefinden und die Lebensfreude der jungen Menschen aus. Der Stresslevel reduziert sich, die Kinder und Jugendlichen sind entspannter und offen für neue Lernerfahrungen.
Bei der EJBL werden Hunde vor allem als Alltagsbegleiter eingesetzt. In der Wohngruppe Halzenberg bringt Teamleiterin Teresa Peking, die auch ausgebildete Fachkraft für tiergestützte Pädagogik ist, ihre Hunde Prince und Gregor jeweils ein- bis zweimal pro Woche mit in die Gruppe. Sport- und Erlebnispädagoge Kai Birwer führt die Kinder des Aufnahme- und Clearingzentrums einmal in der Woche mit seiner Hündin Chilli in den nahegelegenen Wald des Walter-Frey-Zentrums. Beide Fachkräfte setzen ihre Hunde als Medium ein, um die Gruppenatmosphäre positiv zu beeinflussen und den Kindern Wald und Natur nahezubringen.
Therapie auf dem Pferdehof
Sozialpädagogin Nadja Kösters ermöglicht Jugendlichen des Aufnahme- und Clearingzentrums regelmäßige Begegnungen mit ihrem Pferd Nike auf einem Reiterhof. Dort lernen die jungen Menschen den grundlegenden Umgang mit Pferden, von der Interaktion mit dem Tier bis hin zur Stallarbeit und Pflege. Mit jedem Besuch erlangen sie mehr Sicherheit und Routine im Umgang mit den Tieren. Neben Pferden gibt es auf dem Hof auch Schafe, Lämmer, Kühe, Kälbchen, Enten, Hunde, Katzen, Kaninchen, Schweine und einen Schwan.
Der Kontakt mit Nike stärkt die Selbstwirksamkeit der Jugendlichen. Sie erfahren, dass auf dem Hof Statussymbole, Äußerlichkeiten und korrekte Grammatik keine Rolle spielen. Vielmehr kommt es auf Augenhöhe und Einfühlungsvermögen an. Nike ist für sie Seelentrösterin, Fitnesstrainerin, Sozial-Coachin, Kuschelpartnerin und Lehrmeisterin zugleich. Die Jugendlichen kehren stets glücklich und gestärkt zurück und profitieren nachhaltig von den Erlebnissen mit Nike.