25. Mai 2020

Abgeben – Aufnehmen – Ankommen: Zur traumapädagogischen Bestandsaufnahme und Weiterentwicklung des Aufnahmeprozesses in der EJBL

Die Aufnahme in unsere Einrichtung ist einer der wichtigsten Prozesse in unserer Arbeit. Hier bekommen die jungen Menschen und ihre Familien einen ersten Eindruck von unserer Einrichtung und es werden Weichen für die Zusammenarbeit gestellt. Andererseits kann der Prozess der Aufnahme auch krisenanfällig sein. Insbesondere da die Aufnahme in eine Einrichtung für die jungen Menschen und Eltern mit vielen belastenden Gefühlen verbunden ist, wie zum Beispiel die Angst vor der neuen Situation, Gefühle des Scheiterns, der Überforderung und der Unsicherheit.

Um sich diesem Thema zu widmen, wurde in einem ersten Schritt ein Projekttag mit circa 30 jungen Menschen, Eltern und Mitarbeitenden vorbereitet und am 15.06.2019 durchgeführt. Der Projekttag diente dazu, unsere bisherigen Erfahrungen zu analysieren und zusammen mit allen direkt betroffenen Menschen eine gemeinsame Haltung zur Gestaltung dieses Prozesses in der EJBL zu entwickeln und festzuhalten. Ziel dieses Tages war es eine Bestandsaufnahme hinsichtlich der Aufnahmeprozesse in der EJBL unter traumapädagogischen Gesichtspunkten bzw. aus den Perspektiven der jeweiligen Betroffenen vorzunehmen.  In der Rückschau sind wir mit dem Projekttag und dem Ergebnis sehr zufrieden und sehen uns durch das positive Feedback vieler Teilnehmenden bestätigt. Wir profitierten von den unterschiedlichen Sichtweisen und waren sehr dankbar für alle Beiträge. Es war sehr hilfreich, dass alle Teilnehmenden auch die emotionalen Dimensionen dieses Themas deutlich miterleben durften. Zusätzlich wurde besonders deutlich, dass insbesondere junge Menschen und Eltern die Aufnahme – bzw. aus ihrer Sicht das Abgeben und Ankommen – als absolute Ausnahmesituation erleben und daneben aber auch die Mitarbeitenden großen Druck verspüren in einer Aufnahmesituation allen gerecht zu werden.

Auf dieser Basis soll nun eine möglichst passgenaue Weiterentwicklung der Praxis in den jeweiligen Gruppen und Diensten stattfinden. Die Ergebnisse des Tages wurden aufbereitet und jetzt jedem Team der Einrichtung zur Verfügung gestellt. Auf Basis der gemeinsamen Ergebnisse erhält jedes Team nun die Aufgabe, das eigene Gesamtkonzept hinsichtlich der Gestaltung der Aufnahmeprozesse zu überarbeiten und zu ergänzen und dabei eigene passgenaue Ideen zu entwickeln.

Am 27.03.2020 hätte eine diesbezügliche Vernissage stattfinden sollen, im Rahmen derer die Gruppen ihre Ergebnisse und Prozesse in kreativer Form präsentieren wollten. Zu diesem Anlass wären auch die Eltern eingeladen worden und hätten mit Kolleginnen und Kollegen und den jungen Menschen ins Gespräch kommen können.

Aufgrund der Situation rund um die Corona-Pandemie konnte dieser Termin aber noch nicht stattfinden.

Es war bisher sehr interessant, wie engagiert sich die Kolleginnen und Kollegen ihrem Arbeitsauftrag gewidmet haben. Wir freuen uns schon darauf, wenn wir die Ergebnisse in einem angepassten Rahmen vorstellen können.