14. April 2025

Hund Prinz hilft Jugendlichen im Alltag

Halzenberg-Tiergestützt-April-2025

Elias (11) hat es geschafft, Hund Prinz auf den Parcours zu locken. Sehr zur Freude von Teresa Peking (r.) und Markus Wieck (l.) von der Evangelischen Jugendhilfe. Dass die Jugendhilfe Geräte zur tiergestützten Therapie anschaffen kann, verdankt sie einer großzügigen Spende von der Deutschen Vermögensberatung, die Michael Dedek (2.v.l.) initiiert hat.

In einer Wohngruppe der Evangelischen Jugendhilfe Bergisches Land setzen die Mitarbeitenden auf tiergestützte Pädagogik. Ein großer Helfer ist dabei ein geduldiger Schnauzer-Mischling.

Wermelskirchen. Elias (11) ist hochkonzentriert. Es muss doch klappen, Prinz auf den Parcours zu locken. Aber der schwarz-weiße Schnauzer-Mischling mit dem treuen Blick nimmt zwar gerne die Leckerchen aus Elias‘ Hand. Hoch möchte er aber irgendwie nicht. „Es hilft nichts, wir brauchen Käse“, sagt Teresa Peking, die die neun Kinder und Jugendlichen in der Wohngruppe in Dhünn-Halzenberg mit betreut. „Prinz liebt Käse.“

Die Erzieherin der Evangelischen Jugendhilfe Bergisches Land (EJBL) hatte auch die Idee, die in der Wohngruppe jetzt Schule machen könnte.

Tiergestützte Pädagogik lautet dazu das Stichwort. „Ich interessiere mich schon lange für dieses Thema“, sagt sie. Sie absolvierte deshalb eine Weiterbildung als Fachkraft für tiergestützte Intervention. Und auch Prinz drückte quasi die Hundeschulbank. Der vierjährige Rüde ist nun offizieller Kita- und Schulhund.

Spende von 4000 Euro von der Deutschen Vermögensberatung

Um die so genannte tiergestützte Pädagogik in der Wohngruppe weiter ausbauen zu können, dafür braucht es indes Geld. Und das hat die EJBL jetzt bekommen: 4000 Euro spendete die Deutsche Vermögensberatung. Michael Dedek übergab das Geld jetzt symbolisch an das Team in Halzenberg.

„Wir haben für solche Zwecke einen Fördertopf- und als meine Frau, die selbst bei der EJBL arbeitet, mir von der Idee erzählte, war ich sofort begeistert“, sagt Michael Dedek. Mit der Summe soll der Parcours nun weiter ausgebaut werden und möglicherweise sollen noch andere Tiere dazukommen.

Schnecken und Hühner könnten schon bald einziehen

„Achatschnecken zum Beispiel“, sagt Teresa Peking. „Die können die Kinder auf die Hand nehmen und deren Reaktionen erkunden.“ Dem Fachbereichsleiter Markus Wieck würden indes Hühner gut gefallen: „Deren Pflege und den Vertrieb der Eier könnten die Jugendlichen dann selbst übernehmen.“

Um sich ein wenig schlau zu machen, wollen die Erzieher mit ihrer Wohngruppe demnächst auch einen Hof besuchen, auf dem tiergestützte Pädagogik aktiv praktiziert wird, um sich Anregungen zu holen.

Was der Alltag mit Tieren bei den Kindern und Jugendlichen bewirkt, kann Sarah (12) gut mit eigenen Emotionen erklären: „Ich mag es, wenn Prinz da ist, wenn ich von der Schule heimkomme. Er hilft uns sogar manchmal bei den Rechenaufgaben.“

Wie kann ein Hund denn bei Mathe helfen?

Und das funktioniert so: Prinz bekommt ein Pappröhrchen mit Zetteln, auf denen Ziffern stehen. Er zieht erst einen und dann noch einen Zettel aus dem Röhrchen und die Kinder müssen die beiden Zahlen multiplizieren. „Das macht viel mehr Spaß als ohne Hund“, spricht Sarah auch für ihre Mitbewohner in der Wohngruppe.

Genauso sei es mit Spaziergängen. „Ich gehe mit Hund viel lieber in den Wald als ohne“, räumt Sarah ein. Und: Das Apportieren mit dem Donut lieben die Kinder. Sie werfen einen Stoff-Donut durch den Raum und Prinz bringt ihn zurück.

Das sind die Vorteile der tiergestützten Pädagogik

Teresa Peking, die schon seit 22 Jahren bei der EJBL arbeitet und während dieser langen Zeit viele Kinder und Jugendliche hat kommen und gehen sehen, weiß indes, dass es sogar noch viel mehr ist, was die Beziehung zum Tier den Jugendlichen bietet.

„Rücksichtnahme zum Beispiel“, unterstreicht sie. „Wenn ich sage, für Prinz ist es gerade zu laut, dann wird das meist sofort akzeptiert und die Lautstärke reguliert sich.“ Und wenn es Prinz etwas zu viel wird mit dem Trubel und er sich ins Büro auf seine Decke zurückzieht, dann wissen die Kinder und Jugendlichen, dass sie ihn in Ruhe lassen sollen.

„Durch Prinz bilden sich aber auch unerwartete Kooperationen von Kindern“, ergänzt Markus Wieck. Sprich: Kinder, die eigentlich kein besonders gutes Verhältnis im Alltag zueinander haben, schließen sich zum Beispiel am Parcours im Garten zusammen, um mit Prinz aktiv zu sein. „Das ist immer schön zu sehen“, findet auch Teresa Peking.

Der Käse zeigt Wirkung

Und es seien die Erfolgserlebnisse, die die Kinderaugen dann doch immer wieder zum Stahlen bringen würden. Wie bei Elias gerade, der Prinz mit einem saftigen Stück Käse dann doch dazu bewegen konnte, auf dem Parcours zu laufen. Eine extra-Streicheleinheit bekommt Prinz natürlich außerdem von ihm.

RGA, 11.04.2025, Text und Bild: Anja Carolina Siebel