Es ist eine gute Tradition und bereitet 150 Kindern am Dienstag Spaß: der Gang über die Wermelskirchener Kirmes mit dem Besuch von Fahrgeschäften und dank RGA-Unterstützung der zünftigen Verpflegung mit Würstchen.
Die Evangelische Jugend-hilfe Bergisch Land bietet seit über 40 Jahren ein Erlebnis für benachteiligte Jugendliche, das beispielhaft auch für andere Städte sein könnte. Unter Federführung von Delia Schmidt geht es von der Dabringhauser Straße aus auf die Kirmes, und anschließend gibt es ein Abschlussfest mit Kaltgetränken und Kuchen auf dem Gelände der Einrichtung an der Dabringhauser Straße.
18 Betreuer sind mit ihren Schützlingen aus Remscheid und Wermelskirchen gekommen, die alle einen ganz unter-schiedlichen Hintergrund und ein ebenso unterschiedliches Alter haben. Die jüngste Teilnehmerin gestern ist sechs Jahre alt, die ältesten Besu-cher sind 18.
„Ursprünglich waren das nur 40 oder 50 Jugendliche aus Wermelskirchen“, erinnert sich Delia Schmidt an die Anfänge der Aktion. Unterstützt von mehreren Einzelhändlern an der Eich nahm sie die Aufgabe in die Hand, Kindern und Jugendlichen aus betreuten Einrichtungen einen guten Tag zu bescheren. Heute sind die Sparkasse, die Bäckerei Bauer und PSW Bürobedarf zusammen mit dem RGA noch mit an Bord, um benachteiligten Jugendlichen einen ganz normalen Tag auf der Kirmes zu ermöglichen. Nicht zu vergessen die Schausteller, die an dem Dienstag überwiegend gern ein Auge zudrücken und Freifahrten verschenken.
Die erste findet auf dem Kinderkarussell statt und da sitzen dann plötzlich auch einige Teenager mit auf Elefant und Co. „Das ist eine der wenigen Veranstaltungen, wo alle, egal ob groß oder klein, gerne mitwollen“, freut sich auch Silke Gaube, Geschäftsführerin der Evangelischen Jugendhil-fe. „Es ist ja nicht, so, als ob sie mitmüssten“, stellt sie klar.
Alexandra hat sich extra einen Urlaubstag genommen
Einige, die wie Alexandra (16 Jahre) bereits in der Ausbildung sind, haben sich einen Urlaubstag genommen, um mitzugehen. „Ich war schon als Kind mit“, erzählt Alexandra begeistert und ist ihrem Arbeitgeber dankbar, dass er diese Teilnahme auch kurz nach Ausbildungsstart ermöglicht hat.
Sie und ihre Freundinnen gehen unter anderem auf die Schiffsschaukel. „Die Kinder können hier gerne mal umsonst fahren“, sagt Jessica Winter, die das Schaustellergeschäft betreibt. Ihnen einen Moment lang Spaß zu gönnen, sei für sie selbstverständlich.
Das sieht auch Angelique Kretz vom Kinderkarussell so. „Warum nicht?“, fragt sie lä-chelnd. Eine Großzügigkeit, für die Organisatorin Delia Schmidt sehr dankbar ist. „Zum Teil sitzen hier schon Schaustellerfamilien in der zweiten Generation“, freut sie sich über den Schulterschluss. Und sie muss nicht lange fragen, um eine Freifahrt mit zu ergattern.
Mittlerweile mit im Boot ist auch Tochter Alina, die ebenso wie ihre Mutter sicherstellt, dass nicht nur „Bitte“, sondern am Ende auch ein „Danke“ für die Schausteller gehört wird.
Die Kirmes in Wermelskir-chen ist groß, deshalb dauert es auch ein Weilchen, den großen Tross sicher über die Straßen und Plätze zu delegieren.
Eine enorme Verantwortung für Geschäftsführerin Silke Gaube, die froh ist, in den vergangenen Jahren keine Probleme mit vermissten Kindern gehabt zu haben. „Delia Schmidt ist eine sichere Bank“, weiß sie deren Umsicht zu schätzen, und stabile Nerven hat sie dank ihres Jobs ohnehin.
Und Delia Schmidt-braucht am Ende des Tages nur eines: „Wenn ich in all diese Augen gucken, die ein bisschen müde, aber glücklich aussehen, dann weiß ich, warum ich das mache.“
HINTERGRUND
JUGENDHILFE Die Gruppen kommen aus Remscheid und Wermelskirchen und sind altersspezifisch sowie bedarfsgerecht untergebracht. Sie kommen aus Wohngruppen ebenso wie aus Tageseinrichtungen in Remscheid und Wermelskirchen oder der heilpädagogischen Ambulanz in Burscheid.
Von Antje Dahlhaus / rga-online, 28. August 2019
Foto © Antje Dahlhaus