23. März 2022

Der Waldhof schafft Raum für Geflüchtete

Die Evangelische Jugendhilfe Bergisch Land (EJBL) bereitet sich darauf vor, Kindern aus der Ukraine ein Zuhause zu geben.

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Silke Gaube, Leiterin der Jugendhilfe, sieht die Krise als Herausforderung und freut sich über viele positive Aspekte

Remscheid. Auf dem Waldhof-Heimgelände in Reinshagen könnte eine Wohngruppe entstehen. „Uns steht ein Haus zur Verfügung, das eigentlich einem anderen Zweck dienen sollte. Wir wollten dort eine Einrichtung für Familien schaffen, in der wir mit ihnen nach einer Lösung für Probleme suchen“, erklärt die Leiterin der Jugendhilfe Silke Gaube. Die Einrichtung der Clearingstelle hat sie angesichts des Weltgeschehens erst einmal verschoben.

Stattdessen können im Waldhof Geflüchtete untergebracht werden. „Das kann eine kleine Gruppe mitsamt Betreuern einer Jugendeinrichtung aus der Ukraine sein. Aber auch Mütter mit ihren Kindern kämen infrage. Wir müssen abwarten, wer nach Remscheid kommt,“ fügt Silke Gaube hinzu, die ein breites Netzwerk an Hilfen anbietet.

In diversen Wohngemeinschaften kümmert sich ihr Team um 132 Mädchen und Jungen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht in ihren Elternhäusern leben können. Bereits beim Flüchtlingszustrom 2015/2016 betreute die Initiative zudem Dutzende unbegleitete Kinder und Jugendliche. „Von den Erfahrungen profitieren wir jetzt natürlich. Zudem haben sich mittlerweile zahlreiche Kollegen in der Traumapädagogik fortgebildet“, sagt Silke Gaube, die junge Menschen aus der Ukraine auch in bestehende Wohngruppen aufnehmen möchte. „Dies ist im Sinne der Integration sinnvoller, als für sie eine eigene Gruppe einzurichten.“

Platz werde zudem in einer Wermelskirchener Wohngemeinschaft der Jugendhilfe geschaffen. In diesem Gebäude befinden sich noch Büros und ein Konferenzraum. Hier könnten ebenfalls Geflüchtete untergebracht werden. „Wir haben Betten und Matratzen auf Lager. Unser Hausmeister-Team kann die Räumlichkeiten in kürzester Zeit herrichten. Wir müssen im Waldhof dafür näher zusammenrücken“, erklärt Silke Gaube.

Auch die Mitarbeitenden der Kinderschutzambulanz am Sana-Klinikum stellen sich gedanklich darauf ein, dass sie sich um Mädchen und Jungen aus der Ukraine kümmern werden, die unter posttraumatischen Störungen leiden. „Damit verbunden sind häufig Schlaflosigkeit und Panikattacken“, berichtet der stellvertretende Leiter Martin Roggenkamp. „Es ist entscheidend, dass die Betroffenen zu Ruhe kommen und ein Gefühl der Sicherheit haben.“ Und: Je schneller das Leiden behandelt wird, umso größer seien die Erfolgsaussichten, dass die Therapeuten die seelische Not lindern können.

Roggenkamp zählt mit dem neunköpfigen Team der Kinderschutzambulanz 400 bis 500 Fälle pro Jahr aus Nordrhein-Westfalen, in denen Heranwachsende Opfer häuslicher Gewalt oder von Missbrauch wurden. Sie finden an der Burger Straße einen geschützten Raum und die Zuwendung der Mitarbeitenden, die ihnen zuhören und Beistand spenden. Die personellen Kapazitäten seien zwar endlich, Hilfe für traumatisierte Kinder aus der Ukraine aber gewährleistet.

„Es geht darum, ihnen in akuten Notfällen möglichst schnell zu helfen. Und das machen wir möglich, auch wenn dabei Überstunden anfallen“, erklärt Roggenkamp. Silke Gaube findet ebenso klare Worte: „Wir wollen helfen und wir werden helfen.“

RGA, 23.03.2022, von Frank Michalczak