Bereits seit einigen Jahren gehört die Traumapädagogik zu den festen Säulen der pädagogischen Arbeit in der Evangelischen Jugendhilfe Bergisch Land. Neben verschiedenen Fort- und Weiterbildungen haben wir auch viele unserer Konzepte und Prozesse in traumapädagogischer Hinsicht überprüft und weiterentwickelt.
Das so genannte diagnostische Verstehen ist immer wieder ein Feld, welches unsere besondere Aufmerksamkeit erregt. Nicht zuletzt ausgehend von den beiden Aufnahme- und Clearinggruppen machen wir uns zahlreiche Gedanken dazu, wie das gemeinsame Verstehen zwischen Pädagog*innen, jungen Menschen und Eltern bzw. Bezugspersonen stetig weiterentwickelt werden kann und dabei traumapädagogische Ideen zunehmend Berücksichtigung finden können.
Die Idee vom „Traumapädagogisch-diagnostischen Verstehen“ reicht weit über die Clearing-Arbeit in den Aufnahme- und Clearinggruppen hinaus. Es geht darum, vor, während und nach einer pädagogischen Handlung die aktuelle Situation in vielfacher Hinsicht sorgsam einzuschätzen und dann die entsprechenden Handlungsschritte gemeinsam zu planen. Das wiederum findet an vielen Stellen im Alltag statt, z.B. in Gesprächen beim Essen oder Spazierengehen.
Manchmal gibt es aber auch besonders komplizierte Situationen und Fragen, für deren Verstehen und Klärung sich traumapädagogische Methoden eignen.
Fortbildungen für die Mitarbeiterschaft
Kurz bevor die Pandemie uns Fortbildungen für längere Zeit deutlich erschwerte, führten wir mit zahlreichen Mitarbeitenden Schulungen zum traumapädagogisch-diagnostischen Verstehen durch. Denn neben dem Kennenlernen von geeigneten Methoden und Gesprächstechniken gilt es, sich Trauma-Fachwissen anzueignen, welches neue Perspektiven für alle Beteiligten eröffnen kann, und vor allem die eigene Haltung im diagnostischen Verstehen gut zu reflektieren.
Veröffentlichungen in der Fachwelt
Daneben veröffentlichten wir in den letzten Jahren Fachartikel zum Thema (u.a. Zeitschrift „unsere jugend“ 4/2021) und präsentierten unsere Ideen zum „Traumapädagogisch-diagnostischen Verstehen“ auf einer Veranstaltung zahlreichen Jugendamtsmitarbeitenden. Der Fachverband Traumapädagogik e.V. hat nun in diesem Jahr das Buch „Traumapädagogisch diagnostisches Verstehen – Standards und Werkbuch für Spurensuche und Fährtenlesen“ veröffentlicht. Wir freuen uns, dass wir mehrere Beiträge hierzu leisten konnten. Vor allem steuerten wir drei Methoden bei, die aus der Praxis unserer Gruppen heraus entwickelt wurden.