Leitthema (2022)

20. Dezember 2022

Interview mit Marie Corsten – ehemalige Fachkraft in Elternzeit

Marie Corsten

Marie Corsten mit ihrer einjährigen Tochter ELLIE

Unsere ehemalige Mitarbeiterin Marie Corsten arbeitete bis Ende 2023 als Teilzeitkraft während ihrer Elternzeit in der Wohngruppe Kallenberg. Ihr Engagement für die Kinder und ihr Team möchten wir im folgenden Artikel besonders würdigen. In einem kurzen Interview schilderte sie, wie sie ihre neue Mutterrolle mit der pädagogischen Arbeit erfolgreich kombiniert.

Marie Corsten im November 2022:
„Ich bin gerne Mutter und ich arbeite gern!
Zwei Wochenend-Dienste pro Monat sind ideal für mich. Ich bleibe in Kontakt mit der Evangelischen Jugendhilfe Bergisch Land (EJBL) und meiner pädagogischen Arbeit, die mir sehr wichtig ist. Gleichzeitig habe ich eine kleine Pause vom Mutter-sein.“

Liebe Marie, wie geht es deinem Kind?

Meine Ellie ist jetzt ein Jahr alt und ihr geht es gut.

Was motiviert dich als Mutter in Elternzeit in der Wohngruppe Kallenberg zu arbeiten?

Ich möchte gern Kontakt zu den Kindern und zu den Kolleg:innen halten. Die Arbeit in der Wohngruppe hat mir immer viel Freude bereitet. Früher habe ich in der Wohngruppe Herbert-Haase-Haus gearbeitet. Das war auch klasse, aber dort waren alle Stellen besetzt. In der Wohngruppe Kallenberg gibt es aber Kinder, die vorher in meiner alten Wohngruppe lebten. Ich kenne daher die jungen Menschen in beiden Wohngruppen recht gut.
Ich möchte sie weiterhin beim Aufwachsen begleiten. Das Team in der Wohngruppe Kallenberg hingegen hat sich neuformiert, das finde ich sehr spannend.

Wie oft bist du im Dienst?

Ich mache nur Wochenend-Dienste in meiner Elternzeit, zwei pro Monat. Insgesamt arbeite ich neun Stunden pro Woche.

Wieso übernimmst du Wochenend-Dienste inklusive Übernachtung in der Wohngruppe?

Am Wochenende sind die Kinder in der Wohngruppe entspannt. Es gibt keinen Schul-, Hausaufgaben- oder Freizeitstress. Im Gegenteil, ich habe Zeit für die jungen Menschen und die sind dankbar. Wir unternehmen gern etwas gemeinsam am Wochenende. Wir fahren zum Spielplatz, in den Wald oder auf Feste oder Märkte. Ich bin quasi die sympathische „Wochenend-Tante“, die Aktion in die Wohngruppe bringt.

Sind die zwei Wochenend-Dienste pro Monat für dich finanziell auch interessant?

Im Rahmen von Elterngeld Plus darf ich 50 Prozent von dem Betrag anrechnungsfrei dazuverdienen, den ich in den zwölf Monaten vor der Geburt netto bekommen habe. Elterngeld Plus startet frühestens nach dem das Kind ein Jahr alt ist, das habe ich auch in Anspruch genommen, Das Gehalt ist ein wichtiger Zugewinn für meine kleine Familie.

Hattest du die Idee, in deiner Elternzeit zu arbeiten oder ist Leitung auf dich zugekommen?

Auf dem letzten Sommerfest bin ich auf meinen Fachbereichsleiter Rainer Siekmann zugegangen. Ich wollte gern arbeiten und wir haben über die Bedingungen gesprochen. Herr Siekmann war meinem Vorschlag direkt zugeneigt. Er hatte natürlich starkes Interesse daran, mir aufgrund meiner hohen Arbeitszufriedenheit vor meiner Elternzeit eine Perspektive zu geben, die mir die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglicht. Wir haben dann schnell eine passgenaue Lösung gefunden.

Warum hast du dich generell für das Berufsfeld der stationären Jugendhilfe entschieden, was im sozialen Bereich als ein sehr herausfordernder Arbeitsbereich gilt?

Ich habe früher in einer Grundschule im sozialen Brennpunkt gearbeitet. Hier kamen die Kinder in die Schule und gingen dann wieder nach Hause – oft in ein belastetes Zuhause. Die pädagogischen Einwirkungsmöglichkeiten waren für mich zu limitiert, die Probleme blieben immer die gleichen.
In der stationären Jugendhilfe unterstützt man das Familiensystem ganzheitlich. Die Eltern werden entlastet und die jungen Menschen wachsen in den Wohngruppen auf. Wir, die pädagogischen Fachkräfte, können die Kinder besser unterstützen und sie eng auf ihrem Lebensweg begleiten. Natürlich ist der Job manchmal hart, wenn die Kinder z.B. in Krisen sind, aber wenn man diese dann gemeinsam meistert, wachsen die Kinder an ihren Erfahrungen. Dann empfinde ich meine Arbeit als sehr sinnvoll und erfüllend.

Liebe Marie, was für ein schönes Plädoyer für die stationäre Jugendhilfe, wir danken dir für dieses Gespräch!

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