31. Januar 2019

Jugendliche machen Wohnungsführerschein

Evangelische Jugendhilfe Bergisch Land startet mit Gewag und Bauverein ein Seminar mit fünf Modulen als praktische Hilfestellung.

Am 11. März geht es los. Für den ersten Kurs gibt es bereits acht Interessierte. Dessen Bausteine fasst Jörg Loose zusammen, Fachbereichsleiter Verselbstständigung: Pflichten und Rechte als Mieter, Möglichkeiten in der eigenen Wohnung, Finanzierung der Wohnung, Handwerk – Chancen und Risiken – sowie Bewerbung in der Wohnungsbaugesellschaft.

Loose hat die Idee aus Berlin mitgebracht. Für ihn ist der Vorteil die „strukturierte Art, Jugendliche auf das Leben in der eigenen Wohnung vorzubereiten“. Weiteres Motiv sei die Wohnungsknappheit für junge Erwachsene – da sei es um so wichtiger, Kooperationspartnern aufzuzeigen, zumal die Gesell- und Genossenschaften am ehesten bezahlbaren Wohnraum haben.

Es gibt 30 Plätze im Bereich Verselbstständigung der EJBL – pro Jahr suchen 30 junge Menschen eine Wohnung. Mit 18 Jahren läuft der Vertrag der Kommunen mit der Einrichtung aus – dann geht es zurück in die Familie oder in eine eigene Wohnung. „Fast alle möchten gerne in eine eigene Wohnung“, sagt EJBL-Geschäftsführerin, aber es gebe natürlich parallel dazu eine Verunsicherung.

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Präsentieren den Wohnführerschein (v.l.): Martin Lambotte, Geschäftsführer des Bauvereins, Silke Gaube, Geschäftsführerin der Ev. Jugendhilfe sowie Jörg Loose, Fachbereichsleiter Wohnformen und Verselbstständigung.

Die Punktlandung „18 – also hinaus in die Selbstständigkeit“ sei nicht immer möglich und berge auch Risiken. Insofern sieht Gaube in dem Wohnungsführerschein einen wesentlichen Anker für die Jugendlichen, um nicht in die Perspektiv- und Arbeitslosigkeit zu rutschen – sie nannte als Beispiele vermeintlich simple Punkte wie „Musik nicht zu laut“ und „Treppenhaus putzen“. Der Wohnungsführerschein soll Berührungsängste nehmen; das Ganze bekomme dadurch ein Gesicht, sagt die Geschäftsführerin.

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Die Module vermitteln Gertrud Mallwitz (Gewag), Martin Lambotte (Bauverein) sowie Thomas Juraschik und Jörg Loose (EJBL). Die Einheit dauert eineinhalb bis zwei Stunden; Loose plant mindestens zwei Durchläufe pro Jahr. Teilnehmer erhalten einen Ordner mit den wichtigsten Unterlagen. Das Zertifikat gibt es für Absolventen, die bei allen Bausteinen mitgemacht haben.

Wenn Plätze frei sind, können externe Jugendliche mitmachen

Es können maximal zehn Jugendliche teilnehmen; freie Plätze werden an externe Interessenten vergeben (Kontakt siehe Infokasten). Der erste Kurs findet statt an den Montagen, 11., 18. und 25. März sowie 1. und 8. April (jeweils 16.30 bis 18 Uhr), beim Bauverein sowie in der EJBL-Zentrale an der Waldhofstraße. Martin Lambotte verweist darauf, dass die meisten Wohnungen des Bauvereins zwischen 40 und 60 m² groß sind – ideal für Einsteiger sowie junge Paare. Der Bauverein versuche aktuell, den Nachbarschaftsgedanken wieder etwas in den Vordergrund zu rücken. Silke Gaube hält es für denkbar, dass die Einrichtung die Nachbarn neuer (EJBL-) Mieter zu einem Kennenlern-Treffen lädt, um den Jugendlichen das Ankommen zu erleichtern. „Gemeinsames Wohnen kann etwas Tolles sein“, fügte Lambotte hinzu.

Er begrüße jeden „Ansatz, Genossenschaft erlebbar zu machen“. Der Bauverein schaffe den Rahmen dafür – mit Leben erfüllen müssten ihn natürlich die Mieter. Grundsätzlich werde ein Mieter des Bauvereins spätestens bei Einzug in eine Wohnung Mitglied. Dann werde neben dem Eintritts-Anteil ein zweiter Anteil notwendig (zusammen 820 Euro). Dafür gibt es beim Bauverein eine Dividende von zumeist vier Prozent. Der Bauverein habe im Übrigen keine auffälligen Probleme mit jungen Mietern. Falls es welche gäbe, stünde die Einrichtung uneingeschränkt im Hintergrund bereit, benannte Gaube einen „Joker“ der EJBL.

Von Thomas Wintgen / rga-online, 31. Januar 2019

Foto © Roland Keusch