29. Oktober 2019

Experimentelles Theaterstück begeistert das Publikum

Kinder, Jugendliche und Mitarbeiter der evangelischen Jugendhilfe probten in der Akademie Remscheid für die Aufführung.

Zweieinhalb Tage probten die Projektteilnehmer in der Akademie Küppelstein. Herausgekommen ist ein sehenswertes Theaterstück.

Wenn Gefühle Formen annehmen, könnte Chaos entstehen. Nicht so bei den Kindern und Jugendlichen der evangelischen Jugendhilfe Bergisch Land (EJBL). Zehn von ihnen, sowie vier Mitarbeitende der Einrichtung, studierten in nur zweieinhalb Tagen ein experimentelles Stück ein.

Am Dienstagabend zog die Gruppe in die Akademie Remscheid ein und begann nach dem Abendessen mit den Vorbereitungen. Ungewöhnlich war die Vorgehensweise: Es gab kein Skript und kein fertiges Konzept, der Inhalt sollte gemeinsam mit den Teilnehmern erarbeitet werden. „Wir durften uns das Thema aussuchen, dann haben wir ein Gedicht geschrieben und viel improvisiert“, erklärte Fiona (12). Wie sehen Bewegungen aus, wenn man eine Biene verschluckt? Und wie kann man Vertrauen in Bewegungen darstellen?

Akteure zeigten ein bewegendes Tanztheater

Sandra Anklam, Leiterin des Fachbereich Theater und systemische Theaterpädagogik der Akademie, sah bei dem Projekt mehrere Herausforderungen. „Das Besondere war in der Kürze der Zeit der Anspruch, eine Eigenproduktion zu kreieren“, sagte sie. Besonders spannend fand sie, „das Material aus den Leuten zu kitzeln, so dass es ein ästhetischer Abend wird. Ich bin total zufrieden“.

Beim Lied „König von Deutschland“ (Rio Reiser) bewegten sich die Teilnehmer im Takt und wurden durch ein lautes „Halt! Stopp!“ unterbrochen. Mit einem Berliner Walzer ging es weiter, sanft, geschmeidig, fast leicht. „Ich war überwältigt, welche Dynamik sich entwickelt hat“, sagte EJBL-Mitarbeiter Jürgen Kindel. In der Choreographie fanden sich Elemente aus Ballett und Modern Dance wieder. Die meisten Tanzschritte wurden ohne Vorgaben einstudiert. „Immer muss ich alles sollen, von Wollen kann keine Rede sein. Unsere Gedanken sind am Zanken, weil sie um wollen und sollen ranken“, erklang es im Chor. Rebellion, energische Tiefe und dann wieder sanfte Momente wechselten sich ab. Eindrucksvoll zeigte jedes Kind mit den Mitarbeitern ein bewegendes Tanztheater.

Auch Silke Gaube, Geschäftsführerin der Jugendhilfe, stand mit den Kindern auf der Bühne. „Die Kinder gehen mit viel Selbstbewusstsein hier raus, haben hier eine tolle Anerkennung bekommen“, freute sich Gaube.

„Das Konzept war spannend und anstrengend zugleich. Wir versuchten, einen 180 Grad Blick zu haben, so dass die Gruppe im guten Fluss ist. Dabei gab es sehr achtsame Übungen“, sagte Gaube.“ Die Kinder waren begeistert, das Publikum ebenso. Der Applaus wollte nicht aufhören. „Wir möchten diese Kooperation auf jeden Fall weiter ausbauen. Es ist grandios, was die Kinder auf die Beine gestellt haben“, zog Jugendhilfe Fachbereichsleiter Heiner van Mil sein Fazit. Das Projekt finanzierte sich durch Spender.

Von Elisabeth Erbe, RGA, 26. Oktober 2019

Foto: rk © Roland Keusch

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