10. September 2023

Neubaugebiet in Wermelskirchen

Startschuss für zweiten Bauabschnitt am Schwaner Knapp ist gefallen

Wermelskirchen. Mit einem Fest für die Nachbarschaft feierte der Bauverein die Grundsteinlegung am Schwaner Knapp. Dort wird bis Sommer 2024 das große Neubauprojekt fertig gestellt.

Grundsteinlegung beim Gemeinützigen Bauverein Wermelskirchen am Schwaner Knapp. Michael Neise, Alexander Rychter, Markus Schulzen, Martin Lambotte, Werner Geismann, Marion Lück, Annekathrin Foit, Silke Gaube (v. l.) und in der Bildmitte Grundsteinleger Julius Leske.Grundsteinlegung beim Gemeinützigen Bauverein Wermelskirchen am Schwaner Knapp. Michael Neise, Alexander Rychter, Markus Schulzen, Martin Lambotte, Werner Geismann, Marion Lück, Annekathrin Foit, Silke Gaube (v. l.) und in der Bildmitte: Grundsteinleger Julius Leske.

Michael und Ute Kraus sitzen an einem Tisch im Hof am Schwaner Knapp und lassen sich eine Currywurst schmecken. „Wir leben im Moment noch auf einer Baustelle“, sagt sie, „aber das wussten wir ja.“ Die beiden sind in diesem Jahr in eine der neuen Wohnungen des Bauvereins am Schwaner Knapp gezogen. Im gleichen Neubau haben auch Volker und Marion Feuring ein Zuhause gefunden. Längst haben sich die Nachbarn angefreundet. Die Gemeinschaft im Haus sei gut, bekunden sie. „Und vor allem sind die Wohnungen altersgerecht und schön zentral“, sagt Michael Kraus. Er und seine Ehefrau Ute ahnen um das Glück, das sie mit ihrem neuen Zuhause haben. „Es war ein glücklicher Moment, in dem alles gepasst hat“, sagt Ute Kraus, „wer weiß, wie es mit der Bautätigkeit in den nächsten Jahren weitergeht.“

Dieser Schatten liegt am Freitagnachmittag ganz leise schon über dem Neubaugebiet am Schwanen. Eigentlich feiern Martin Lambotte und sein Bauverein mit der Stadt, den Nachbarn und den künftigen Mietern die Grundsteinlegung für den zweiten Bauabschnitt. „Aber die Stimmung ist besser als die Lage“, räumt Lambotte ein und erinnert an die Zinslage, die Inflation und die damit verbundene schwierige Situation für Bauherren.

„Der Wohnungsneubau geht gerade in die Knie“, sagt auch Alexander Rychter, Verbandsdirektor des Verbandes der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen. Wenn man Wohnungen wie am Schwaner Knapp wirtschaftlich vermieten wolle, müsse man inzwischen 16 bis 18 Euro pro Quadratmeter nehmen. „Das kann sich kein Mensch leisten“, sagt er.

Und dann spricht er dem heimischen Bauverein und Martin Lambotte ein großes Lob aus: „Vor allem vor diesem Hintergrund kann man erahnen, was der Bauverein hier für Wermelskirchen geschaffen hat.“ Und dann deutet er auf die beiden bereits bezogenen Gebäude und auf den größten Gebäudekomplex, in den im Oktober 15 neue Mieter einziehen werden.
„Für uns war es keine Frage, dieses Projekt trotz der schweren Zeiten nun auch zu Ende zu bringen“, sagt Lambotte. Und dann macht er sich gemeinsam mit den Förderern des Landschaftsverbands Rheinland (LVR), der Sparkasse, der Stadt und Julius Leßke auf den Weg zum neuen Fundament, das den zweiten Bauabschnitt begründet.

Der sechsjährige Sohn des Wermelskirchener Stadtplaners hat die Ehrenbauleitung des Projekts übernommen: nicht nur, dass er schon bei der Grundsteinlegung des ersten Gebäudes mit angepackt hat, von seinem Platz vor der eigenen Haustüre gleich gegenüber hat er die Bauarbeiten auch im Blick behalten – Besuchern erklärte er in den vergangenen Monaten gut gelaunt das Projekt, mit den Bauarbeitern ist er längst beim „Du“. Und so ist es für Julius Ehrensache, mit reichlich frischem Zement die Zeitkapsel im Fundament unterzubringen.

Silke Gaube von der Evangelisch Jugendhilfe Bergisch Land (EJBL) blickt unterdessen gut gelaunt über die Baustelle. „Für uns ist das hier ein richtiger Traum“, sagt die EJBL-Geschäftsführerin. Neben den sechs Wohnungen, die während des zweiten Bauabschnitts entstehen sollen, ist hier auch der Bau eines Stadthauses geplant. Voraussichtlich im Sommer 2024 wird hier eine Wohngemeinschaft der Jugendhilfe einziehen. „Wir freuen uns sehr über diese Möglichkeit“, betonen Silke Gaube und Mitarbeiterin Annkathrin Foit.

Seit die Gruppe aus der Joseph-Haydn-Straße 2019 wegen Eigenbedarfs ausziehen musste, ist die EJBL auf der Suche nach neuem Wohnraum in Wermelskirchen. „Die jungen Erwachsenen leben jetzt bei uns im Waldhof“, erklärt Silke Gaube, „aber es wird Zeit, dass sie wieder zentraler wohnen und leben.“ Die Möglichkeit, die ihnen der Bauverein nun gebe, sei für die jungen Erwachsenen ein großes Geschenk.
„Sie wissen es wirklich zu schätzen, dass auch für sie gebaut wird“, sagt Silke Gaube und erzählt von einem Besuch der Jugendlichen am Rande der Kirmes im Neubaugebiet. Für Martin Lambotte passt diese Idee bestens ins Konzept: Es habe schon vorher Kooperationen mit der EJBL gegeben. „Wir würden gerne noch mehr machen“, sagt er. Und dann kommt er zurück auf die brenzliche Lage für Bauherren: „Wir haben so viele Ideen, aber wir werden abwarten müssen, wie sich die Situation entwickelt. Ich bin nicht bereit, die Hoffnung aufzugeben.“

Unterdessen kommen am Freitag beim Nachbarschaftsfest mit Currywurst und einem kalten Getränk auch Reinhard Mandt und seine Frau ins Gespräch mit den Mietern. „Für uns ist das keine ganz leichte Situation“, räumt er ein. Ihr Haus steht in direkter Nachbarschaft. Die Pferdewiese ist dem Neubaugebiet gewichen. „Aber uns ist es jetzt wichtig, die neuen Nachbarn kennenzulernen“, sagt Mandt. Man sehe immer mal wieder Menschen auf Balkonen, ergänzt seine Frau. Es wäre schön, wenn man sich künftig zuwinken könne.

Rheinische Post, 10.09.2023, Text: Theresa Demski, Foto: Jürgen Moll