Remscheid. In wenigen Wochen werden Anna Victoria Buschmann (18) und Jefalja Manet (19) ihren Bundesfreiwilligendienst (BFD) bei der Evangelischen Jugendhilfe Bergisch Land (EJBL) beenden. Ein lehrreiches Jahr liegt hinter ihnen. Während der Corona-Pandemie betreuten sie als Bufdis Kinder und Jugendliche in ihren Wohngruppen und fanden heraus, dass ihnen soziale Berufe liegen.
Die beiden Nachfolger hat die EJBL schon gefunden. „Wir haben noch nie eine Stelle ausgeschrieben“, sagt Markus Emonts von der Jugendhilfe.
Beim DLRG wird das Freiwillige Jahr oft als Lückenfüller genutzt
Auch im Sport laufe es gut, Freiwillige zu finden, wie die Sportjugend NRW berichtet. Alle 330 Stellen für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) und fast alle 220 Bufdi-Stellen sind besetzt. An der Hilda-Heinemann-Schule waren vor kurzem noch drei Plätze frei. „Bislang konnten wir aber meist noch junge Menschen finden”, teilt Schulleiter Christian Jansen mit. Beim Deutschen Roten Kreuz gibt es gewohnheitsgemäß immer Probleme, Freiwillige zu finden. Hier wird der Platz oft als Lückenfüller genutzt, wenn kein Ausbildungs- oder Studienplatz gefunden wurde.
Das ist im EJBL nicht möglich. „Man muss bereit sein, berührende Lebensschicksale kennenzulernen”, sagt Markus Emonts. Anna Victoria Buschmann und Jefalja Manet waren dazu bereit. Nach ihrem Abitur wollte sich Jefalja einen Überblick über die verschiedenen Facetten der sozialen Arbeit verschaffen. Nach einem Probetag in der EJBL war sie begeistert und stieg tiefer ein.
Geduld, Gelassenheit und Empathie brauchten die beiden Mädchen für ihr BFD
Anna Victoria festigte mit dem BFD ihren Berufswunsch Soziale Arbeit. Sie arbeitete in der Aufnahme- und Clearing Gruppe. Dort musste sie sich auf rund 35 Kinder von sechs bis 13 Jahren einstellen. „Man muss die Bedürfnisse immer wieder neu erkennen”, sagt die 18-Jährige. Gestresst hat sie das aber nicht: „Es war nicht überfordernd, sondern sehr interessant durch die Wechsel.” Ihr Arbeitgeber zahlte ein beim BFD übliches Taschengeld von 414 Euro monatlich, Essen war inklusive, es gab 30 Urlaubstage.
Um als Bufdi bei der EJBL zu arbeiten, sind Geduld, Gelassenheit, Empathie und Einfühlungsvermögen wichtig. „Wenn ein Kind wütend ist, muss man ruhig rangehen. Ich war nie genervt, wenn etwas nicht wie gewollt geklappt hat”, sagt Jefalja. Und Anna Victoria weiß: „Man muss seine Erwartungen an jedes Kind anpassen und flexibel mit Situationen umgehen.” Diese Erwartungen haben die jungen Frauen erfüllt: „Sie waren eine große Unterstützung für die Pädagogen. Sie sind Gold wert”, sagt Markus Emonts. Da sie keine Bürotätigkeiten übernahmen, waren sie immer ansprechbar. Diese Zeit, sich nur um die Kinder kümmern zu können, gibt es sonst nicht, bedauert Emonts.
Kleine Erfolgserlebnisse sind die Highlights des Jahres
So halfen Anna Victoria und Jefalja bei Hausaufgaben und gestalteten die Freizeit. „Wir waren viel draußen, immer an der Wupper”, sagt Anna Victoria. In der Natur sah sie die Kinder aufblühen, die so etwas oft noch nie erlebt haben. Sie bedauert aber, dass wegen der Pandemie Ausflüge wegfielen und den Kindern der Außenkontakt fehlte. Auch Jefalja erzählt, dass es mehr Streit gab.
Außer Erinnerungen an Ausflüge nehmen die beiden kleine Erfolgserlebnisse aus dem Jahr mit: „Ein Kind hat etwas mit weniger Hilfe geschafft oder reagiert auf eine Situation weniger gereizt”, erklärt Jefalja ihre Erfahrungen.
Sie hat sich nun an verschiedenen Unis für Sonderpädagogik beworben. „Ein Jahr BFD reicht, es muss weiter gehen”, sagt Jefalja. Auch Anna Victoria hat die Bewerbungen für Soziale Arbeit an ihre Wunschunis schon eingereicht. „Ich bin sehr traurig, mich verabschieden zu müssen. Es war ein sehr schönes Jahr”, sagt sie. Vielleicht wird sie dem EJBL ehrenamtlich erhalten bleiben.
rga-online, 26.07.2021: Text Valeria Schulte-Niermann, Bild von Roland Keusch